Preise und Ehrungen

1945

Preis der Welti-Stiftung für das Drama

1945 zeichnete der Gemeinderat der Stadt Bern Max Frischs erstes Stück "Santa Cruz" mit dem Preis der Welti-Stiftung für das Drama aus. Der mit 3'000 Schweizer Franken dotierte Preis wurde dem Schriftsteller bereits vor der Uraufführung des Stückes verliehen. Wie viel ihm die Auszeichnung bedeutete, drückte Frisch in einem Brief an die Berner Finanzdirektion aus: "Ich freue mich ebenso über die Anerkennung, die dadurch meinem dramatischen Erstling zuteil geworden ist, als auch über die Gabe selber, die mir auf der alltäglichen Ebene hilft, den Schriftsteller zu behaupten gegenüber dem Architekten, der sonst immer für jenen Schriftsteller aufkommen muss".

1955

Schleussner-Schüller-Preis des Hessischen Rundfunks

1954 verfasste Max Frisch den Dialog "Der Laie und die Architektur" im Auftrag des Hessischen Rundfunks. Frisch thematisierte darin die Anforderungen an den Städtebau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Dafür wurde ihm der mit 3'000 D-Mark dotierte Schleussner-Schüller-Preis des Funkhauses verliehen.

Wilhelm-Raabe-Preis

1955 wurde Max Frisch von der Stadt Braunschweig mit dem Wilhelm-Raabe-Preis ausgezeichnet. Gemäss den Statuten musste das prämierte Werk eine Beziehung zur Gegenwart haben und dem Schaffen des Namensgebers Wilhelm Raabe ebenbürtig sein. In den Augen der Jury erfüllte der Roman "Stiller" diese Vorgaben voll und ganz.

1958

Georg-Büchner-Preis

Max Frisch war der erste ausländische Schriftsteller, der mit dem Georg-Büchner-Preis (Preisgeld 5'000 D-Mark) ausgezeichnet wurde. Der Preis wurde ihm in Büchners Geburtsstadt Darmstadt überreicht. Frisch sei ein Autor, der "die Spannung im Menschen unserer Zeit aufspürt und, nach neuen gültigen Werten suchend, ihre Bedeutung mit künstlerischer Wahrhaftigkeit darstellt", so die Begründung der Jury. Unter dem Titel "Emigranten" hielt Frisch eine vielbeachtete Dankesrede.

Literaturpreis der Stadt Zürich

1958 wurde Max Frisch mit dem Literaturpreis der Stadt Zürich geehrt, der mit 8'000 Schweizer Franken dotiert war. In der Urkunde, die ihm in seiner Heimatstadt verliehen wurde, hiess es zur Begründung, sein Werk gestalte eine "Kritik und Selbstkritik des modernen Daseins". In der Dankesrede "Öffentlichkeit als Partner" fragte Frisch nach der Rolle des Schriftstellers in der Öffentlichkeit.

Prix Charles Veillon

Im selben Jahr wurde Max Frisch in Lugano mit dem bedeutenden Prix Charles Veillon für seine Romane "Homo faber" und "Stiller" geehrt. Der jeweils an einen deutsch-, italienisch- oder französischsprachigen Schriftsteller verliehene Preis war mit 5'000 Schweizer Franken dotiert.

1962

Ehrendoktorwürde der Philipps-Universität Marburg

Seinen ersten von vier Ehrendoktortiteln erhielt Max Frisch 1962 von der Philosophischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg. Die Urkunde nahm Bezug auf die Tradition der klassisch-romantischen Dichtung, zu der Frisch "einen neuen, lebendigen und gegenwärtigen Zugang" gewonnen habe. Am Vorabend der Verleihung referierte er über seine eigene Poetologie und den zu dieser Zeit im Entstehen begriffenen Roman "Mein Name sei Gantenbein".

Grosser Kulturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen

1962 wurde Max Frisch vom deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen mit dem Grossen Kulturpreis ausgezeichnet, der mit 10‘000 D-Mark dotiert war. Die Urkunde überreichte Ministerpräsident Franz Meyers in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Max Frisch spendete das Preisgeld spanischen Künstlern, die vom faschistischen Franco-Regime verfolgt wurden. Diese Geste war auch als Kritik an der "neutralen" Haltung der Schweiz gegenüber der Franco-Diktatur zu verstehen.   

Preis der jungen Generation

1962 verlieh die Zeitung "Die Welt" (Berlin) erstmals ihren Preis der jungen Generation. Max Frisch wurde für sein Drama "Andorra" und der Publizist Hans Walter Bähr für seine Dokumentensammlung "Die Stimme des Menschen" geehrt. Werke dieser beiden Autoren sollten der Jugend in besonderem Masse wertvoll sein, obwohl sie keine expliziten Jugendbücher seien, begründete die Jury ihre Wahl. Ein Jahr später veranstaltete "Die Welt" ergänzend zur Preisverleihung einen Aufsatz-Wettbewerb für Jugendliche. Die hundert besten Aufsätze zum Thema "Sind 'Andorra' und 'Die Stimme des Menschen' Bücher, die der jungen Generation etwas zu sagen haben?" wurden von einer Jury, der unter anderem der Tübinger Germanist Walter Jens angehörte, ausgezeichnet.

1965

Jerusalem Prize for the Freedom of Man

1965 erhielt Max Frisch den mit 2'000 Dollar dotierten Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft. Dieser wird auch heute noch alle zwei Jahre anlässlich der Buchmesse in Jerusalem verliehen und ist Israels einziger internationaler Buchpreis. Die Jury würdigte Frischs "lebensechte und eindringliche Beschreibungen menschlichen Strebens nach Freiheit – sowohl als Individuum als auch als Mitglied der Gesellschaft". Frischs kurze Ansprache war die erste Rede in deutscher Sprache, die bei einer offiziellen Feier in Israel gehalten wurde. Vor der Preisverleihung hatte der Autor das Land eine Woche lang bereist. Er sah in Israel "das Land, das Ereignis, das uns wie kein anderes erfüllt mit Zuversicht in die Zukunft der Menschheit". In Israel sei der Glaube an die Zukunft noch vorhanden, der eine "schöpferische Kraft" in sich berge.

Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg

Neben dem Jerusalem Prize for the Freedom of Man wurde Frisch im Jahr 1965 der Schiller-Gedächtnispreis des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg verliehen. Der Preis war 1955 zum 150. Todestag Friedrich Schillers gestiftet worden und 1965 mit 15'000 D-Mark dotiert.

1974

Grosser Preis der Schweizerischen Schillerstiftung

Nachdem Max Frisch bereits 1965 vom deutschen Bundesland Baden-Württemberg mit dem Schiller-Gedächtnispreis geehrt worden war, zeichnete ihn am 12. Januar 1974 auch die Schweizerische Schillerstiftung mit ihrem mit 20'000 Schweizer Franken dotierten Grossen Preis aus. "Was ist Heimat?", lautete die Frage, der Max Frisch in seiner Preisrede nachspürte. Gleich zu Beginn erklärte er: "Liebe Landsleute: Ich bin in der Helios-Strasse geboren…", um sich dann an Themen wie Quartier, Landschaft, Sprache und Politik Rechenschaft darüber zu geben, was ihm Heimat bedeutet.

Honorary Member of the American Academy of Arts and Letters and the National Institute of Arts and Letters

1974 wurde Max Frisch von der American Academy of Arts and Letters und dem National Institute of Arts and Letters als Ehrenmitglied aufgenommen. Die beiden 1899 in New York gegründeten Schwesterinstitutionen haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Interesse an Literatur, Bildender Kunst und Musik durch Vergabe von Preisen und Auszeichnungen zu fördern. Frischs amerikanische Verlegerin Helen Wolff hatte im Vorfeld der Preisverleihung eine Lesereise organisiert. Im Anschluss daran verbrachte Max Frisch ein Wochenende mit der jungen Verlagsmitarbeiterin Alice Locke-Carey in Montauk, einem kleinen Ort an der Ostspitze Long Islands. Daraus entstand Frischs autobiographisch geprägte Erzählung "Montauk", welche im Jahr darauf erschien.

1976

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

1976 wurde Max Frisch in Frankfurt am Main der Friedenspreis verliehen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ehrte damit einen Autor, der nicht müde wurde, "uns den Spiegel vorzuhalten, in dem wir erschrocken und betroffen unsere Fähigkeit erkennen, den Frieden unter den einzelnen und den Gruppen zu wahren und zu festigen". In der Dankesrede "Wir hoffen" ging er der Frage nach, was eine friedensfähige Gesellschaft ausmache, und kam zum Schluss: "Friedensfähig wäre die Gesellschaft, die ohne Feindbilder auskommt."

1980

Ehrendoktorwürde des Bard College in Annandale-on-Hudson

1980 verlieh das Bard College in Annandale-on-Hundson im US-Bundesstaat New York Max Frisch die Ehrendoktorwürde eines Doctor of Letters. Zur Begründung wurde angeführt, dass seine Werke eine kraftvolle Darstellung der Krise des modernen Menschen seien. In einem Brief an den Verleger und Schriftsteller Otto F. Walter kommentierte Frisch lakonisch: "Eine amerikanische Universität hat mich in eine Robe verkleidet: ALL YOU NEED IS HONOR…".

1982

Ehrendoktorwürde der City University of New York

1982 erhielt Max Frisch seinen bis dahin dritten Ehrendoktortitel. Die Urkunde der City University of New York betonte Frischs gesellschaftliches Engagement als Schriftsteller: "Für uns exemplifizieren Sie den Künstler als Bürger der Welt". Frisch nahm kurz nach der Auszeichnung an der grössten Demonstration in der Geschichte New Yorks teil: Mehrere hunderttausend Menschen hatten sich versammelt, um friedlich gegen Atomwaffen und das Wettrüsten im Kalten Krieg zu demonstrieren.

1984

Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres

1984 wurde Max Frisch zum Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Diese hohe Auszeichnung wird seit 1957 vom französischen Kulturministerium an Personen verliehen, die sich "durch ihr Schaffen im künstlerischen oder literarischen Bereich oder durch ihren Beitrag zur Ausstrahlung der Künste und der Literatur in Frankreich und in der Welt ausgezeichnet haben". Frisch war der damaligen Kultur und Politik Frankreichs eng verbunden. Im Dezember 1981 war er Gast des damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und des Kulturministers Jack Lang.

Honorary Fellow of the Modern Language Association

Die Modern Language Association of America (MLA) ist der wichtigste Berufsverband für Literatur- und Sprachwissenschaftler in den USA. 1984 wurde Max Frisch deren Ehrenmitglied.

1985

Common Wealth Award of Distinguished Service in Literature

1985 wurde Max Frisch von der Modern Language Association in Chicago mit dem Common Wealth Award of Distinguished Service in Literature ausgezeichnet. Der mit 16'000 Dollar dotierte Preis wird auch heute noch jährlich an Personen vergeben, die auf ihrem jeweiligen Fachgebiet ausserordentliche Leistungen erbringen.

Foreign Honorary Member of the American Academy of Arts and Sciences

1985 wurde Max Frisch zum Foreign Honorary Member of the American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1780 während des Unabhängigkeitskrieges gegründet, bildet sie eine der ältesten Gelehrtengesellschaften des Landes.

1986

Neustadt International Prize for Literature

Als erster deutschsprachiger Schriftsteller wurde Max Frisch 1986 mit dem Neustadt International Prize for Literature von der University of Oklahoma und der Literaturzeitschrift World Literature Today ausgezeichnet. Der mit 25'000 Dollar dotierte Preis ist der einzige US-amerikanische Literaturpreis, der international verliehen wird. Er wird auch als "Nobelpreis der USA" bezeichnet. Nach der Übergabe der Urkunde sorgte Max Frisch mit seiner Dankesrede "USA-Collage" für grosses Aufsehen. Aus den "Tagebüchern", "Montauk" und neueren Notizen hatte er "mit Schere und Kleister" ein kaleidoskop-artiges Bild seiner USA-Wahrnehmung gezeichnet. Darin übte Frisch massive Kritik an der Politik des Landes, vor allem an den Interventionen in Lateinamerika Ende der 1980er Jahre. Frisch wollte seine Ausführungen keinesfalls als Antiamerikanismus verstanden wissen: "Es betrifft nur meine Kritik an der Politik, wo immer diese unmenschlich wird". Grossen Beifall erhielt er für den Entschluss, das Preisgeld für den Bau einer Dorfschule in Nicaragua zu spenden.

1987

Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin

Als Schriftsteller und ausgebildeter Architekt entsprach Frisch dem Leitbild der Technischen Universität Berlin, die technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung mit der geistes- und sozialwissenschaftlichen zu verbinden. Walter Höllerer, Gründer der Zeitschrift "Sprache im technischen Zeitalter" (Spritz), machte in seiner Laudatio keinen Unterschied zwischen Frischs Idealen als Schriftsteller und als Architekt: Beide Male stehe die "Errichtung von neuen Leitbildern" im Vordergrund, "die den Bedingungen des Zeitalters standhalten". In der Tradition seiner berühmten Fragebögen aus dem "Tagebuch 1966–1971" warf Frisch in seiner Dankesrede 25 Fragen auf zur Technik, Ethik, Wirtschaft und Wissenschaft, darunter die folgende: "Glauben Sie an eine Gelehrten-Republik?"

1989

Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf

Am 13. Dezember 1989, dem 192. Geburtstag von Heinrich Heine, verlieh dessen Vaterstadt Düsseldorf ihren mit 25'000 D-Mark dotierten Preis an Max Frisch. Frisch sei einer der bedeutendsten lebenden Schriftsteller, dessen Werk vom Gedanken des Friedens und dem Geist der Aufklärung durchdrungen sei, begründeten die Düsseldorfer Stadtväter ihre Wahl. 1989, als Frisch den Preis erhielt, bekam die Auszeichnung eine unerwartete politische Dimension. Nur einen Monat zuvor war die Berliner Mauer gefallen. Frisch nahm in seiner Rede direkten Bezug auf dieses Ereignis und gab ihr den Titel: "Wir sind das Volk". Das Preisgeld spendete der Autor für eine Plakataktion der "Gruppe für eine Schweiz ohne Armee" (GSoA).

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